Die Münchner Weihnachtskalender
Der Adventskalender „Christkindleins Haus“ von Dora Braun
Unter den Münchner Weihnachtskalendern versteht man die ersten überhaupt gedruckten Adventskalender des Münchner Verlags „Reichhold & Lang, lithographische Kunstanstalt G.m.b.H., München“.

Friedrich Reichhold, der das Unternehmen schon 1894 gründete und sich auf Illustrationen von medizinischen Werken spezialisiert hatte, nahm am 29. Februar 1908 den 21 Jahre jüngeren – „Erfinder des Adventskalenders“ Gerhard Lang als Teilhaber in sein Unternehmen auf. Bis zu der Liquidation des Unternehmens im Jahr 1940 erschienen etwa 30 verschiedenartige Adventskalender in über 40 Ausführungen. Die Adventskalender wurden von insgesamt 9 unterschiedlichen Künstlern gestaltet: Dora Baum, Else Schnell-Dittmann, Felix Elssner, Richard Ernst Keppler, Charlotte Knackfuß, Karl M. Lechner, Josef Mauder, Oberle und Else Wenz-Vietor. In einem Werbeprospekt von 1938 beschreibt Gerhard Lang die Auswahl der Künstler folgendermaßen:
„Die Münchner Advents-Kalender – überhaupt die ersten ihrer Art – zeichnen sich dadurch aus, daß sie nach Entwürfen namhafter Künstler gearbeitet sind, das Gemüt des Kindes besonders ansprechen und so recht den Zauber der bevorstehenden Weihnacht verbreiten. Sie sind farbenprächtig ausgeführt, gediegen ausgestattet und bleiben unerreicht in ihrem Ideenreichtum und ihrer Abwechslung.“
Der Adventskalender „Christkindleins Haus“ von Dora Braun entstand um 1920 und führte damals ein Novum ein: Es ist der weltweit erste Adventskalender mit Türchen zum Öffnen:
Der Adventskalender beginnt jedoch nicht am 1. Dezember sondern war als Geschenk für Kinder zum Nikolaustag gedacht und folglich begann er auch erst dem 6. Dezember.
In den Bildern hinter den grünen Fensterlädchen kommen nacheinander Knecht Ruprecht, die Engel und am 24. Dezember das Christkind hervor.
Die Engelchen haben jeweils verschiedene Spielzeuge oder auch kleine Geschenke. Es werden Puppen festlich angezogen und Puppenstube eingerichtet. Die Engelchen probieren Trompeten aus, schauen sich Bilderbücher an oder spielen mit dem Baukausten. Auch eine Eisenbahn, ein Pferdegespann mit Kutsche sowie eine Spanschachtel mit den berühmten Reifentieren aus dem Erzgebirge werden von den Engelchen präsentiert.
Der Höhepunkt dann am 24. Dezember. Hinter den Eingangstoren des Hauses wird das Christkind vor einem hell erleuchtetem Schweif sichtbar, im Hintergrund sind zwei geschmückte Weihnachtsbäume und der sternenklare Nachthimmel.
Der Adventskalender von Dora Braun erschien Anfang der 90er Jahre noch einmal als Neuauflage, ist aber schon lange vergriffen und heute ein begehrtes Sammlerstück.
Quellen
Tina Peschel, Adventskalender Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren, Verlag der Kunst, 2009
Esther Gajek, Adventskalender – von den Anfängen bis zur Gegenwart, Süddeutscher Verlag
Markus Mergenthaler, Adventskalender im Wandel der Zeit, Knauf Museum Iphofen, 2007
Rothenburg Blog, Adventskalender – Geschichte(n) im Deutschen Weihnachtsmuseum in Rothenburg ob der Tauber