Adventskranz Geschichte
Ursprung und Geschichte des Adventskranzes
Die Adventskränze erscheinen in der Vorweihnachtszeit, geflochten aus grünen Fichtenzweigen mit vier eleganten Kerzen, verziert mit glitzernden Bändern, kleinen Weihnachtskugeln und rührenden Figuren.
Für viele Familien ist es zur Tradition geworden, die Eingangstür des Hauses mit einem Kranz aus Fichtenzweigen zu schmücken. Aber nicht viele wissen, was er symbolisiert und wie er zur beliebtesten Weihnachtsdekoration auf der ganzen Welt wurde. Wir werden gemeinsam in die Geschichte des Weihnachtsfestes eintauchen, um zu verstehen, warum die Menschen zu Weihnachten einen Kranz schmücken.
ADVENTSKRANZ – Vorgeschichte
Der Adventskranz wurde nicht sofort zum Weihnachtssymbol. Ursprünglich war er im antiken Griechenland das Symbol für Macht und Sieg. Nach einem altgriechischen Mythos soll die Nymphe Daphne Apollon verworfen haben und durch Verwandlung in einen Lorbeerbaum entkommen sein. Dann sagte der Gott des Lichts: „Ach, weil du nicht meine Ehefrau sein kannst, wirst du gewiss mein Baum sein! Mein Haar, meine Kithara und mein Köcher werden dich, Lorbeer, immer halten.“ [1]
Diese Passage inspirierte Bildhauer dazu, legendäre Statuen der Götter mit einem grünen Kranz auf dem Kopf zu schaffen. Der Kranz wurde zur Dekoration des Priesters während des Opfers; des Kriegers, der den Sieg in der Schlacht errungen hat; und der Braut bei der Hochzeit.
In Persien wurden die Kränze als Symbol der Macht auf dem Kopf getragen. Für die alten Römer waren sie Kronen, und sie wurden auch an römische Soldaten verliehen. Die Schweden steckten Kerzen in Fichtenkränze, um die Rückkehr des Lichts nach der Sonnenwende zu feiern.
Adventskranz – Ursprung
Heutzutage scheint es, dass die „Bestimmung“ der Kränze darin besteht, die kalten, feuchten und grauen November- und Dezembertage zu überbrücken, die Menschen schon im Vorfeld in Festtagsstimmung zu versetzen und Freude und Licht in die Routine zu bringen. So seltsam es klingen mag, dieser Eindruck täuscht nicht: Der erste Weihnachtskranz wurde vor mehr als 500 Jahren genau zu diesem Zweck angefertigt.
Im 16. Jahrhundert begannen die Europäer, in ihren Häusern Weihnachtsbäume aufzustellen, die in Form eines Dreiecks vorgeschnitten waren und die Dreifaltigkeit symbolisierten. Nach einer katholischen Legende benutzte der englische Mönch St. Bonifatius die drei Spitzen des Weihnachtsbaums, um im 7. Jahrhundert das Konzept von Gott zugleich Vater, Sohn und Heiligem Geist zu erklären. Die restlichen Zweige durften nicht weggeworfen werden, und so begannen Menschen, daraus Kränze zu flechten.
In Deutschland geht der Brauch auf Johann Hinrich Wiehern (gest. 1881) zurück, den Gründer und Leiter des „Rauhen Hauses“ in Hamburg.
An einem kalten Novemberabend 1839 heulte der Wind draußen und warf eine Handvoll nasser Schneewehen in die Fenster, und es schien den kleinen Waisenkindern, dass die Natur traurig war und eisige Tränen weinte. Johann fragte sich, wie er diesen armen Kindern eine Freude machen könnte, denn Weihnachten war noch fast einen Monat entfernt.
Plötzlich fiel sein Blick auf die Kerze, die auf dem Tisch flackerte. Die Idee, die ihm gekommen war, blitzte auf wie so viele Kerzen auf einmal! Und in wenigen Tagen waren genau 28 Kerzen (nach der Anzahl der verbleibenden Tage bis Weihnachten) an dem hölzernen Rad des alten Wagens befestigt: 19 kleine rote Kerzen für die Werktage im Advent, denn 1839 fiel der Heilige Abend auf einen Dienstag und 4 große schneeweiße Kerzen für die Sonntage.
Nun zählten die Kinder jeden Tag, wie viele „Kerzentage“ bis Weihnachten noch übrig waren und freuten sich auf den Abend, um eine weitere Kerze anzuzünden. Demnächst wurden die Wände des Saales mit grünen Zweigen geschmückt, bis endlich zu Weihnachten wich der Kranz dann einem 18 Fuß (5,49 m) hohen, reich geschmückten Christbaum, der zur Freude Wieherns nach dem „Harz der frisch gewundenen Winterkränze“ duftete und in der ganzen Umgebung berühmt war. Der Adventskranz der heutigen Form war da.
Johann Hinrich Wichern teilte seine Erfindung mit Kollegen, die von der Idee begeistert waren. Anfang 1851 schrieb er im „Beiblatt der Fliegenden Blätter“ über einen großen Holzkranz, der seit einigen Jahren in der Adventszeit auf dem Kronleuchter im Betsaal stand und an dem täglich eine Kerze angezündet wurde. Im 1838 besuchte Bruder Peter Hansen (1815-1889) das Rauhe Haus. Später leitete er ab 1845 das neu gegründete „Linerhaus“ in Altencelle (bei Celle). Auch dort soll er nach dem Vorbild von Rauhe Haus einen großen, mit Tannengrün bedeckten Kranz mit 28 Löchern für alle Tage des Advents gehabt haben.
Im Laufe der Jahre fand der Adventskranz in den evangelischen Kirchen Anerkennung: Menschen, ob groß oder klein, wurden von Licht, Hoffnung und Freude angezogen. Überall verbreiteten die „Brüder“ des Rauhen Hauses in ihren Arbeitsstätten, in Gemeinden und Einrichtungen der Inneren Mission diese neue Adventstradition. Im 1857 übernahm Johann Hinrich Wichern das Amt des Oberkonsistoriums im preußischen Innenministerium in Berlin. Und nur drei Jahre später wurde nach dem Vorbild des Rauhen Hauses der Kronleuchter im Tegeler Waisenhaus durch einen Tannenkranz ersetzt.
Adventskranz – XX Jahrhundert und Gegenwart
1925 wurde der Adventskranz auch in der katholischen Kirche anerkannt und nach dem Ersten Weltkrieg sehr populär, da immer mehr Menschen christliche Symbole in ihren Häusern anbringen wollten. Obwohl 25 der 29 Gebäude auf dem Gelände des Rauhen Hauses, darunter auch der Betsaal, bei der Bombardierung Hamburgs im Sommer 1943 zerstört wurden, bleiben in diesem Haus der Tradition treu. Der Adventskranz wird immer noch jedes Jahr im „Alten Haus“, das nach der Zerstörung wieder aufgebaut wurde, aufgestellt.
Heutige Adventskränze werden mit nur vier Kerzen geschmückt, und das ist verständlich: Kleine Wohnungen können eine Komposition aller 28 Kerzen nicht aufnehmen. Dann hätte der Kranz einen Durchmesser von mehreren Metern und würde wegen der Kerzen und der Dekorationen sehr schwer.
Es ist aber möglich, so einen großen Adventskranz unter freiem Himmel zu machen. Im 2016 wurde ein in Ludwigsburg gemacht, wo ein Barockmarkt eröffnet wurde. Der Kranz war der größte Kranz in Deutschland und wurde vom Südwestrundfunk für wohltätige Zwecke geflochten. Er hatte einen Durchmesser von 40 Metern und war mit 4 sechs Meter hohen Kerzen aus Holz geschmückt [2].
Jahrzehnte vergehen, echte Kerzen werden nach und nach durch LED-Kerzen ersetzt. Aber Menschen wie in den alten Tagen kaufen oder machen ihre eigenen Adventskränze: Wir sind immer noch auf das Licht, das Fest, die Magie angezogen!
Adventskranz – Bedeutung
Es gibt mehrere Bedeutungen des Adventskranzes als Symbol für Weihnachten. Katholische Weihnachtskränze bestehen aus drei Kerzen in Lila und einer in Rosa, entsprechend dem liturgischen Gottesdienst im Advent. Am ersten Adventssonntag wird die erste der vier Kerzen im Kranz angezündet. Am zweiten Sonntag schließt sich die zweite Kerze der ersten an. Am vierten Adventssonntag leuchten alle vier Kerzen im Einklang. Schließlich flackert an Weihnachten oder Heiligabend die Christuskerze neben den anderen.
Die immer größere Menge an Licht, die von den Kerzen abgegeben wird, repräsentiert die spirituelle Erleuchtung, auf die in der Adventszeit gehofft wird. Die Christuskerze, größer und heller als die anderen, symbolisiert die Ankunft Jesu, „das Licht der Welt“ (Johannes 8:12), und Weihnachten, den Höhepunkt der Adventszeit. Dieses Anzünden von Kerzen zur dunkelsten Jahreszeit kann auch für das Bekenntnis zum eigenen Glauben in Zeiten der Dunkelheit stehen. Bei einigen Haushalten beten, singen oder lesen Familie und Freunde spirituelle Texte im Licht des Adventskranzes.
Viele messen jeder der vier Kranzkerzen eine besondere Bedeutung bei. Einige sagen, sie repräsentieren die vier Gaben des Heiligen Geistes: Hoffnung, Freude, Frieden und Liebe. Manche verwenden sie, um die Themen der Adventszeit darzustellen. So können sie Hoffnung, Vorbereitung, Freude, Liebe oder Licht bedeuten. Andere erzählen die Geschichte von Jesu Geburt mit den Kerzen und erlauben es jedem, für einige der wichtigen Figuren zu stehen, die mit der Geburt verbunden sind, wie die Propheten, Engel, Hirten und die Heiligen Drei Könige. Es gibt auch Adventskränze, an den 12 Tore aus Ton oder Salzteig gehängt werden, sodass der Kranz an die heilige Stadt der Endzeit erinnert (Offb 21). Die Tore tragen die Namen der 12 Stämme Israels und Christussymbole.
Traditionell wurden Kränze aus Tannen– und Fichtenzweigen gefertigt und mit verschiedenen Süßigkeiten und Früchten geschmückt, meist mit roten Bändern. Ein alter deutscher Brauch schlägt vor, dem Kranz für jeden Adventstag einen Papierstern hinzuzufügen. Der Stern trägt auf der einen Seite einen alttestamentlichen Vers und auf der anderen einen neutestamentlichen Vers. Von Kindern kann dann erwartet werden, dass sie diese Verse auswendig lernen. In einigen Ländern werden Kränze mit Glocken geschmückt. In Skandinavien bedeutet das Läuten der Glocken, dass es Zeit zum Feiern und Ausruhen ist. In England vertreibt das Läuten der Glocken böse Geister und macht den Weg frei, um Christus willkommen zu heißen.
Wenn wir etwas tiefer blicken, erinnert die runde Form des Kranzes an die Sonne, und um 2000 v. Chr. gab es bei verschiedenen Völkern ein Fest der Wiedergeburt der Sonne. Es war Ende Dezember, und der Feiertag fiel auf die Wintersonnenwende. Das Licht besiegte die Dunkelheit, und Menschen freuten sich über die Vorherrschaft des Guten über das Böse. Wie diese Tradition zeigt, gibt es immer eine Verbindung der Kulturen auf der Erde, und einige Bräuche stammen aus tiefen Wurzeln der Vergangenheit.
Quellen
[1] Ovid, Apollo und Daphne. Latein-Übersetzung
[2] Stuttgarter Zeitung, Sechs Meter hohe Kerzen beleuchten Ludwigsburger Schloss, 2016
Hermann Kirchhoff, Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis, Kösel-Verlag, 2004
Thomas Ehlert, Der Adventskranz und seine Geschichte, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 2006
Dietrich Sattler, Der Adventskranz und seine Geschichte. Bräuche und Feste in der Advents- und Weihnachtszeit, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 1997
Christine Hubka, Der Christbaum ist im Paradies gewachsen. Adventkranz, Christbaumschmuck und Weihnachtskrippe erzählen ihre Geschichten, Lahn-Verlag, 2001
Irene Krauß, Weihnachten hierzuland. Bräuche, Symbole und Rezepte aus Baden und Schwaben, Silberburg-Verlag, 2005
Iris Schürmann-Mock, Katrin Lankers, Weihnachtszeit. Ein Lesespaziergang durch den Advent, Gerstenberg Verlag, 2011
Bilder
- „Adventskranz“ in Irene Krauß, Weihnachten hierzuland. Bräuche, Symbole und Rezepte aus Baden und Schwaben, Silberburg-Verlag, 2005
- „Apollo und Daphne“ von Giovanni Battista Tiepolo in Louvre von Paris, 1743/44 (wikipedia.org)
- „Das alte Rauhe Haus, die „Brunnenstube der Inneren Mission““ in Dietrich Sattler, Der Adventskranz und seine Geschichte. Bräuche und Feste in der Advents- und Weihnachtszeit, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 1997
- „Der Adventskranz in der von Johann Hinrich Wiehern gedachten Form“ (wikipedia.org)
- „Der erste Adventskranz im Betsaal des Rauhen Hauses“ in Thomas Ehlert, Der Adventskranz und seine Geschichte, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 2006
- „Bildpostkarte von 1941 mit schlichtem Adventskranz“ in Irene Krauß, Weihnachten hierzuland. Bräuche, Symbole und Rezepte aus Baden und Schwaben, Silberburg-Verlag, 2005
- „Adventskranz in Ludwigsburg“ in Stuttgarter Zeitung, Sechs Meter hohe Kerzen beleuchten Ludwigsburger Schloss
- „Adventkranz mit einer rosa Kerze für den Sonntag Gaudete“ (wikipedia.org)
- „Adventskranz mit (Ton-)Toren nach Offb 21“ in Hermann Kirchhoff, Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis, Kösel-Verlag, 2004